Trennung und Scheidung überwinden - So bewältigen Sie Ihren Trennungsschmerz

Ein Gastbeitrag von www.familienrechtsinfo.at

Eine Trennung überwinden oder eine Scheidung überstehen ist für jeden Menschen ein schmerzhafter Prozess, der in verschiedenen Phasen abläuft. Hierbei kommen zu den emotionalen Themen bei einer Scheidung meist auch weitere Stressfaktoren und wirtschaftliche Trennungsthemen hinzu. Diese können besonders belastend sein, wenn man im Vorfeld der Ehe auf einen Ehevertrag verzichtet hat.


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Die Phasen des Trennungsschmerzes

Grundsätzlich geht jede Trennung oder Scheidung mit verschiedenen emotionalen Phasen einher, die individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Dabei beginnt in den frühen Phasen einer Trennung zunächst einmal ein Verleugnungsprozess, bei dem man die Trennung nicht wahrhaben will. Darauf folgt eine Phase der Wut auf den Partner oder sich selbst, wenn man realisiert, dass die Trennung endgültig ist. Häufig folgt auch die nächste Phase der Depression. Hierbei macht sich meist tiefe Trauer breit und die Depression führt zu Antriebslosigkeit, Schlafproblemen und oft auch Appetitlosigkeit.

Mit der Zeit weicht die Depression dann der letzten Phase beim Trennung überwinden, der Akzeptanz. Dabei lernen wir die Trennung zu akzeptieren, sie zu verstehen und wieder nach vorne zu schauen. Hierbei sind wir dann in der Lage, auch wieder mit dem Ex-Partner einen freundschaftlichen Umgang zu pflegen. Dies ist besonders entscheidend, wenn es sich um eine Scheidung mit Kindern handelt und ein gutes Auskommen miteinander wichtig für das Kindeswohl ist.

Was kann man tun, um eine Trennung oder Scheidung besser zu überwinden?

Grundsätzlich kommt niemand bei einer Trennung oder Scheidung daran vorbei, einen schmerzhaften emotionalen Prozess in verschiedenen Phasen durchzumachen. Jedoch gibt es Hilfsmittel, die beim Trennung überwinden eine durchaus positive Wirkung auf den Heilungsprozess haben können. Hierzu gehören besonders:

Sich Freunden oder Familie anvertrauen

Der Austausch über die eigenen Gefühle mit vertrauten Personen hilft dabei, das eigene Gefühlschaos besser zu verkraften und auch eine Trennung schneller zu akzeptieren.

Gefühle ausleben

Die wechselhaften Gefühle bei einer Trennung auszuleben, hilft sehr dabei, den Trennungsschmerz zu verarbeiten.

Den Sinn der Trennung suchen

Ferner ist es auch hilfreich, einen möglichen Sinn in der Trennung und die Möglichkeiten durch die Trennung zu erkennen. Dabei sollte man sich auch fragen, was man alles tun kann, das einem in der Beziehung nicht möglich war.

Neue Orientierung suchen

Eine Trennung bietet die Möglichkeit, neue Aktivitäten zu ergreifen. Dabei kann es sich um ein neues Hobby, Sport oder neue Bekanntschaften handeln. Neue Aktivitäten eröffnen neue Perspektiven und lenken von der Trennung ab.

Glückliche Momente schaffen

Ganz bewusst Dinge tun, die man immer schon gemocht hat, hilft beim Trennung überwinden.

Erinnerungen loslassen und wieder flirten

Statt grübelnd in Erinnerungen zu schwelgen, sollte man offen auf die Welt zugehen und auch den einen oder anderen Flirt zulassen. Dabei lernt man mit der Zeit wieder positiver zu denken und die Vergangenheit ruhen zu lassen.

Ist der Trennungsschmerz überwältigend und sieht man sich nicht in der Lage, durch eigene Aktivitäten eine Verbesserung zu erreichen, können auch ein Coaching oder eine Psychotherapie sehr hilfreich beim Trennung oder Scheidung überwinden sein.

Alle Jahre wieder… Spaß mit Neujahrsvorsätzen

Rund um den Jahreswechsel werden gute Vorsätze zum Thema Nummer 1 und beschäftigen uns häufig auch in der Psychotherapie.

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Am Ende des Jahres Bilanz zu ziehen ist ein Ritual, das Menschen schon seit Jahrhunderten pflegen. Wenn ein Jahr als Gradmesser unserer Lebenszeit endet und ein neues beginnt, tauchen Fragen der persönlichen Reflexion auf: Wie habe ich die verstrichene Zeit genutzt? Was ist mir widerfahren und wie habe ich es bewältigt? Wie passt das Erlebte in meinen Lebensplan? Wovon will ich mich trennen und was soll mich weiterhin begleiten? Was möchte ich ändern?

Diese Fragen bezogen auf unser Selbstbild führen häufig zu Veränderungsideen: Alte Angewohnheiten sollen verbessert und ungünstige Verhaltensweisen beendet werden. Im nächsten Schritt stellt sich nun die Frage: Was braucht es, um einen Vorsatz auch erfolgreich in die Tat umzusetzen?

Dazu möchte ich gerne einige Anregungen aus vielen therapeutischen Gesprächen und Seminaren geben, die für Neujahrsvorsätze hilfreich sein können:

- Der Fokus auf ein genau definiertes Ziel:

„Ich möchte weniger Süßigkeiten essen“ oder „Ich möchte mehr Sport treiben“ sind schöne Vorsätze. Allerdings sind sie nicht gut messbar, denn: Wie stelle ich fest, ob „mehr“ oder „weniger“ im Rahmen meines Vorsatzes erreicht ist? Hier hilft es, das Ziel möglichst genau zu definieren: Was soll in welchem Ausmaß bis wann erreicht werden? Was ist realistisch? Und vor allem: Was motiviert mich so richtig? Wenn ich zu einem genau definierten, attraktiven Ziel aus vollem Herzen „ja!“ sagen kann, gelingt auch die Umsetzung!

- Die Energie folgt der Aufmerksamkeit - mit allen Sinnen arbeiten:

Mein Ziel male ich mir möglichst detailliert aus, um es zu stärken und in seiner Attraktivität zu verankern. Je mehr Sinne dabei verwendet werden, desto besser: So kann ich ein Zielbild auf Papier zeichnen oder aufschreiben, als Glaubenssatz vorsagen oder mit einer bestimmten Körperbewegung verbinden. Unterschiedliche Erinnerungshilfen helfen dabei: Das Post-It am Badezimmerspiegel, eine passende App, der tägliche Kalendereintrag oder eine Freundin, die regelmäßig als Unterstützerin nachfragt – je mehr Verstärker wir uns organisieren, desto besser wird das Ziel verankert und die Erreichung unterstützt.

- Die Vorsätze positiv formulieren:

Unser Gehirn versteht „nicht“ und „kein“ nicht besonders gut. Das bedeutet für Verhaltensänderungen: Ich überlege nicht nur, was ich nicht mehr tun will, sondern vor allem, was ich stattdessen tun werde. Positive Formulierungen helfen, sich auf neue Verhaltensweisen zu fokussieren und zu freuen: Was tue ich nach einer Mahlzeit, anstatt die gewohnte Zigarette zu rauchen? Was will ich statt Schnitzel und Burger essen? Was kann ich mir an gesunden Alternativen gönnen? Welche Sportart macht mir so richtig Spaß? Um die Attraktivität der persönlichen Veränderung zu steigern, darf man sich durchaus auch mit kleinen Belohnungen „bestechen“.

- Übung macht den Meister:

Veränderungen brauchen Zeit. Und unser Gehirn ist nicht nur ein effizientes, sondern auch ein notorisch faules Organ: Für jahrelang praktiziertes Verhalten hat es starke Verbindungen von Nervenzellen ausgebaut – sozusagen eine Art Autobahn, auf der sich schnell fahren lässt. Andere Verhaltensweisen müssen dann erst neu zwischen den Nervenzellen gebahnt werden – wie ein Feldweg, der sich erst durch längere Benützung in den Boden prägt. Und das fühlt sich zu Beginn mühsam und ungewohnt an. Eine Faustregel besagt, dass neue Handlungen etwa 30 mal bzw. mindestens 6 Wochen lang wiederholt werden müssen, bis so etwas wie eine Gewohnheit entsteht. Daher ist es wichtig, dass ich vor allem zu Beginn an meinem Vorsatz dranbleibe. Und ich darf mir auch bewusst machen, dass wiederholte Anstrengungen notwendig ist.

- Rückfälle sind Vorfälle:

Auf einem neuen Weg geht es nicht zwangsläufig immer nur voran. Der eine oder andere Rückfall muss nicht verteufelt werden, sondern darf als notwendige Ehrenrunde auf dem Weg zur Veränderung gesehen werden. So vermeide ich, in einen Teufelskreis von schlechtem Gewissen und sinkendem Selbstbewusstsein zu kommen. Cheat Days und kleine „Sünden“ auf dem Weg zum Ziel machen uns menschlich und dürfen durchaus wohlwollend angenommen werden.

In diesem Sinne: Ein frohes neues Jahr und viel Freude beim lustvollen und stressfreien Umgang mit persönlichen Vorsätzen!

Merry Xmas? – Die Feiertage ohne Stress genießen

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Aus aktuellem Anlass möchte ich mich einem Thema widmen, das dieser Tage viele Menschen beschäftigt und auch in Familientherapien immer wieder zur Sprache kommt: Wie können wir möglichst stressfrei die Adventzeit genießen und ein entspanntes Weihnachten im Familienkreis feiern? Dazu ein paar Gedanken, die zu einem geruhsamen Dezember beitragen mögen…

Der weihnachtliche Stress beginnt oft bereits Anfang Dezember: Ein mit diversen Punsch-, Feier- und Familien-Events vollgestopfter Terminkalender lässt wenig Raum für eine besinnliche Vorbereitungszeit. Und so ist man vor dem Weihnachtsabend vielleicht schon einigermaßen ausgelaugt. In dieser Zeit manches auszulassen und die eine oder andere Verpflichtung zu ignorieren, kann bereits zur persönlichen Entschleunigung beitragen. Und dabei kann man sich bewusst machen, dass weniger „Action“ keinen Verzicht bedeuten muss, sondern ein Rückbesinnen auf das, was einem selbst gerade gut tut: Zeit für mich und meine Familie sowie herbstliche Ruhe für meinen Geist und Körper. Für den allgemeinen Shopping-Wahn sei einfach einmal folgendes geraten: Weniger konsumieren und weniger schenken – und dies im Vorfeld auch mit allen Beteiligten absprechen, um Erwartungen abzugleichen.

Apropos Erwartungen: Diese führen in Verbindung mit einem hohen Perfektionsanspruch am großen Tag fast zwangsläufig zu Enttäuschungen. Die eigenen Ansprüche an ein perfektes Weihnachtsfest lassen sich kaum einlösen. Hier kann es hilfreich sein, sich einige Gedanken über die persönlichen Erwartungshaltungen und mögliche Alternativen zu machen: Wem will ich es unbedingt recht machen? Mir selbst oder anderen Menschen? Was passiert, wenn das Fest nicht meinen Erwartungen entspricht? Woher kommen diese Erwartungen überhaupt? Und welche Ansprüche könnte ich heuer herunterfahren, um mich selbst zu entlasten? Zu Weihnachten geht es schließlich nicht um ein durchgeprobtes Theaterstück, sondern um ein lebendiges Beisammensein. Kinder sind hier wunderbare Lehrmeister, wenn sie mit staunenden Augen und einer unglaublichen Begeisterungsfähigkeit das Fest genießen – und auch viel Spontanität und kreatives Chaos einbringen.

Unterschiedliche Erwartungen in der Familie sollten auch schon im Vorfeld abgesprochen werden: Wer möchte eigentlich gerne wie und mit wem feiern? Dabei darf man sich gerne vor Augen führen, dass die Gestaltung von Weihnachten nicht immer auf überlieferten Konventionen beruhen muss. Die wichtigere Frage könnte sein: Was ist der Kern unserer weihnachtlichen Rituale? Erfüllen diese noch ihren Zweck, uns ein schönes gemeinsames Feiern zu ermöglichen? Oder sind einige davon überladenes Beiwerk geworden, das früher einmal Sinn machte, aber jetzt belastet?

Spannende Frage stellen sich in diesem Zusammenhang auch bei neuen familiären Konstellationen: Wenn Kinder plötzlich ausziehen oder selbst Kinder bekommen, wenn es zu Trennungen kommt, neue Partner integriert werden und Patchwork-Familien zueinander finden, passen bisherige Rituale und Abläufe vielleicht nicht mehr. Dann macht es Sinn, über Wünsche, aber auch Befürchtungen und Abgelehntes zu sprechen: als Basis, um das Fest gemeinsam neu zu gestalten. Dies gilt generell für alle Zusammenkünfte in (Patchwork-)Familien, hat aber zu Weihnachten eine ganz besondere Bedeutung.

Zu guter Letzt kann es auch Sinn machen, die eigene Rolle bei den Festivitäten zu reflektieren: Wenn man sich innerhalb der Familie für einen Großteil der Vorbereitungen verantwortlich fühlt, ist dies belastend. Die Zubereitung eines Festschmauses oder die Dekoration von Wohnung und Baum bei gleichzeitiger Kinderbeschäftigung kann jede Beziehung auf die Probe stellen. Hier lohnt es sich, die bisherige Rollenverteilung kritisch zu überprüfen und sich zur persönlichen Reflexion einige Fragen zu stellen: Aus welchem Grund nehme ich mir diese Verantwortung? Welches Ziel erreiche ich damit, welchen Preis zahle ich aber auch dafür? Wo kann ich mir etwas erleichtern, was könnte ich delegieren? Und sich dabei auch bewusst machen: Liebgewonnene Aufgaben abzugeben, heißt auch, auf etwas zu verzichten – sei es äußere Anerkennung, eigener Stolz oder ein Gefühl von Unabkömmlichkeit. Und so können Veränderungen auf diesem Gebiet auch eine interessante Übung in Selbsterfahrung darstellen.

All die oben genannten Punkte dürfen auch gerne im Sinne einer elterlichen Vorbildfunktion in die Kindererziehung einfließen. Dann lebt die Hoffnung, dass auch die Kleinen entspannter in den Heiligen Abend starten und diverse geschwisterliche Streitereien im üblichen Rahmen bleiben :-).

 

In diesem Sinne: Frohes Fest und entspannte Feiertage!

Eltern allein zuhaus… Die Empty Nest Phase gut meistern

Im Leben gibt es viele Übergangsphasen zu meistern: Die ersten Schritte eines Kleinkindes, die Rebellion der Pubertät, die erste tiefe Liebesbeziehung, die Familiengründung…

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Im Kontext von Psychotherapie und Beratung wird in letzter Zeit ein Phänomen verstärkt diskutiert, das eine spezielle Übergangsphase beschreibt, nämlich das Empty-Nest-Syndrom. Darunter versteht man eine Anzahl von Belastungsfaktoren, die bei Eltern entstehen können, wenn ihre Kinder aus dem gemeinsamen Haushalt ausziehen. Zurückgeblieben im leeren Nest, leiden sie an Gefühlen von Trauer und Einsamkeit. So wie die Wohnung sich leer anfühlt, kann sich auch eine schmerzhafte innere Leere in Müttern oder Vätern breitmachen.

Es scheint, als sei das Empty-Nest-Syndrom in den letzten Jahrzehnten gewachsen. In Deutschland gibt es beispielsweise bereits Selbsthilfegruppen für Betroffene „Empty Nest Moms“. Dafür mag es unterschiedliche Gründe geben – ich möchte mich in diesem Beitrag vor allem mit Lösungsansätzen aus Sicht des Psychotherapeuten beschäftigen. Aus Gründen der sprachlichen Vereinfachung und weil das Thema insgesamt mehr Frauen als Männer betrifft, beschreibe ich hier die mütterliche Perspektive.

Wenn der Auszug eines Kindes eine große Lücke im Leben einer Mutter hinterlässt, kann man sich der Lösungsfindung auf folgenden Ebenen nähern:

- Die Ebene der Beziehungsgestaltung: Jede Familie entwickelt Aspekte der Eltern-Kind-Beziehung automatisch im Alltag, wie etwa Kommunikationsformen, gemeinsame Rituale, Erziehungsfragen und vieles mehr. Wenn Kinder dann ausziehen, endet dieser intensive tägliche Austausch. Neue Formen der Kommunikation müssen gefunden werden und neue Rituale des Zusammentreffens vereinbart werden. Aufkommende Fragen sollten offen und bewusst besprochen werden: Wie oft, wo und wann wollen wir einander begegnen? Wie gehen wir mit Besuchen um, jetzt, da wir nicht mehr zusammen wohnen? Welche gemeinsamen Rituale sollen beibehalten, welche verändert werden? Wie grenzen wir uns voneinander ab und wie finden wir auch wieder zusammen? Wer hat dabei welche Bedürfnisse und wie können diese angeglichen werden, ohne dass ein starker Mangel oder Überdruss entsteht?

Die Klärung dieser Fragen ist für Eltern und Kinder ein Prozess, der nicht einfach abgeschlossen, sondern immer wieder neu gestaltet wird. In meiner Erfahrung als Familientherapeut habe ich gelernt, dass der offene Austausch sowohl im „frischen“ Empty Nest als auch in den Jahren danach hilfreich ist. Jeder Abschied – wenn auch auf Zeit – ist mit etwas Trauer verbunden. Und Loslassen ist dabei eine aktive Leistung, um die sich Eltern bemühen sollten.

- Eine Frage des Rollenverständnisses: Jeder Mensch gestaltet sein Leben durch unterschiedliche Rollen, die er oder sie in sozialen Beziehungen bekleidet. So ist man beispielsweise Mutter und gleichzeitig auch Partnerin, Tochter, Freundin, Managerin – und schließlich auch ein eigenständiger Mensch für sich. Jede dieser Rollen stellt unterschiedliche Anforderungen und wird in wechselnden Anteilen ausgelebt.

Durch die Anforderungen von Familienalltag und Erziehungsaufgaben kann die Rolle der Mutter über Jahre im Vordergrund stehen und einen Großteil des Denkens, Fühlens und Handelns bestimmen. Mit dem Auszug der Kinder ist diese Rolle deutlich weniger gefordert und es können sich tiefe Gefühle von Verlust und Trauer einstellen. Dann macht es Sinn, sich aktiv auf andere Rollen im Leben zu besinnen: Wie könnte man diesen mehr Raum geben und sie aktiv zur Geltung bringen? Was macht eine Partnerschaft aus, die sich 20 Jahre lang hauptsächlich mit den Kindern beschäftigt hat? Welche neuen Fragen werden an die Zweisamkeit gestellt? Und vor allem auch: Welche Haltung bringe ich mir selbst entgegen und wie will ich nun mein Leben als Frau gestalten? Dabei geht es um ganz praktische Themen, zum Beispiel, womit man seine Zeit in Beruf und Freizeit verbringen will, aber auch um tiefere Sinnfragen auf dem weiteren Lebensweg.

Oft kann es hilfreich sein, sich diese Fragen im Rahmen eines Selbsterfahrungs- bzw. Therapieprozesses mit professioneller Unterstützung zu stellen. Auch der Austausch mit Gleichgesinnten ist in einer solchen Phase eine wichtige Quelle von Unterstützung und Inspiration. Generell gilt: Bewusstes Hinblicken auf den Veränderungsprozess erlaubt, Gefühle von Abschied und Trauer bewusst wahrzunehmen. Und in weiteren Schritten geht es dann ans aktive Gestalten!

Schikanen ohne Ausweg? Mobbing bei Kindern und Jugendlichen

In der Therapie mit Kindern und Jugendlichen zeigen sich immer wieder auch Mobbing-Erfahrungen. Solche Erlebnisse können zu einem extremen Leidensdruck bei Betroffenen führen.

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Mobbing geschieht vor allem in der Schule oder in Jugendgruppen und ist ein durch und durch soziales Phänomen: Innerhalb der Gruppe wird ein Opfer schikaniert, wobei neben einem oder mehreren Tätern auch Zuschauer bzw. Mitläufer zur Eskalation beitragen. In Abgrenzung zu altersüblichen Konfrontationen kommt es bei Mobbing zu einer vorsätzlichen und wiederholten Ausübung von Gewalt über einen längeren Zeitraum. Die Gewalt kann dabei psychischer oder körperlicher Natur sein. In jedem Fall gibt es ein Machtgefälle und die oben erwähnte soziale Komponente, die das Opfer immer weiter in ein Gefühl der völligen Hilflosigkeit treiben: Die systematischen Angriffe auf die eigene Würde führen zu der wiederholten Erfahrung, dass man sich nicht effektiv wehren kann und somit machtlos ist.

In den letzten Jahren ist eine Komponente erschwerend hinzu gekommen, nämlich die Tatsache, dass Täter, Opfer und Zuseher meist rund um die Uhr online sind. Früher wurde Mobbing typischerweise in der Schule verübt und so hatten die Betroffenen eine Entlastung von den Schikanen, wenn sie zuhause waren. Heute setzen sich Beschimpfungen, Drohungen und Herabwürdigungen in sozialen Medien und Messengerdiensten fort und es gibt somit den ganzen Tag lang kein Entkommen. Es sei denn, man zieht sich völlig aus der Kommunikation zurück, was die soziale Ausgrenzung dann jedoch komplett macht.

Wenn das erweiterte soziale Umfeld in diesen Fällen nicht hilft, dann kommt es bei Betroffenen zu großer Verzweiflung und schwersten Belastungsreaktionen, die im schlimmsten Fall bis zum Suizid gehen können.

Was kann nun getan werden, um Mobbing präventiv zu verhindern bzw. die Dynamik zu stoppen?

- Informationskampagnen in Schulen und Jugendgruppen sind ein wichtiger vorbeugender Schritt um Bewusstsein zu schaffen. Jugendliche können dadurch auch zu Zivilcourage angeregt werden, falls sie Anfänge von Mobbing beobachten.

- Betroffene Kinder und Jugendliche müssen unbedingt ernst genommen werden. Eine offene Kommunikationsbasis mit Eltern oder anderen Vertrauenspersonen ist die Voraussetzung, um sich mit negativen Erfahrungen anvertrauen zu können.

- Wenn Eltern von Mobbing erfahren, sollte möglichst rasch ein großer Kreis an Lehrern, Gruppenleitern und anderen Hilfspersonen involviert werden. Eine Offenlegung der Vorfälle und die konsequente gemeinsame Umsetzung von Gegenmaßnahmen sind Grundlagen für eine Verbesserung der sozialen Situation.

- Wichtig ist, das betroffene Kind bzw. den Jugendlichen aktiv zu unterstützen und gemeinsam Strategien gegen die Schikanen zu erarbeiten. Je nach Schwere der Situation sollte man Betroffenen jedoch nicht die eigene Lösungskompetenz abnehmen – dies würde das Gefühl der Hilflosigkeit noch verstärken. Ein wichtiger Schritt der Ermächtigung ist es, aktiv „Stopp“ zu den Mobbinghandlungen zu sagen – wenn möglich selbst oder ansonsten unterstützt durch Vertrauenspersonen.

- Sollten Maßnahmen nicht fruchten oder die institutionelle Unterstützung nicht ausreichend sein, bleibt als letzter Schritt das gemobbte Kind aus der Schule bzw. der sozialen Gruppe herauszunehmen. Dies ist grundsätzlich nicht wünschenswert – jedoch kann es vorkommen, dass Betroffene in der bisherigen Klassengemeinschaft nicht mehr aus der Opferrolle herauskommen.

- Eine psychotherapeutische Begleitung während oder nach einer Mobbingerfahrung kann sehr hilfreich sein, um das Erlebte zu verarbeiten und von einer Erfahrung des Leidens wieder zu neuer Selbstkompetenz zu finden.

Kann eine Psychotherapie für mich hilfreich sein?

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Die Entscheidung, mit Psychotherapie zu beginnen, kann aus den unterschiedlichsten Beweggründen getroffen werden und ist immer eine ganz individuelle Angelegenheit. Viele Menschen sind sich am Anfang nicht sicher, ob und wie der therapeutische Prozess hilfreich für ihr Leben sein kann.

Die folgenden Zeilen sollen als Anhaltspunkte und Entscheidungshilfe dienen bei der Frage, wann psychotherapeutische Begleitung Sinn machen kann. Dabei geht es um Veränderungen im Leben, um den Umgang mit Emotionen und um Bewältigungsstrategien.

Psychotherapie kann unter anderem in folgenden Situationen hilfreich sein:

- Sie sehen sich mit einem äußeren Ereignis, einer Lebenskrise oder einem Schicksalsschlag konfrontiert, welche(r) Sie stark belastet oder momentan überfordert.

- Sie möchten für sich wichtige Lebensfragen reflektieren und klären.

- Sie haben eine außergewöhnliche Belastung oder ein traumatisches Ereignis überwunden und leiden immer noch stark unter den Nachwirkungen Ihrer Erlebnisse.

- Sie befinden sich in einer familiären oder beruflichen Übergangsphase, die derzeit Ihre Kräfte übersteigt.

- Sie wurden Opfer von Mobbing oder sozialer Ausgrenzung.

- Sie benötigen Beratung und Unterstützung bei Fragen der Kindererziehung oder bei fortgesetzten Konflikten im familiären Zusammenleben.

- Sie haben das Gefühl, dass sich Ihr seelisches Befinden ganz allgemein verschlechtert hat.

- Stress und Belastungen nehmen überhand und Sie leiden unter Symptomen wie Unruhe, Schlafbeschwerden, Gedankenkreisen.

- Sie kämpfen mit Gefühlen von Traurigkeit, Lustlosigkeit, Verzweiflung oder Antriebslosigkeit.

- Sie haben Gewalt oder Missbrauch erfahren.

- Sie empfinden Angst vor bestimmten Situationen, Menschen oder Objekten und erleiden dadurch Einschränkungen in Ihrer Lebensqualität.

- Sie und Ihr(e) PartnerIn leiden unter wiederholten Beziehungskonflikten, für die Sie sich eine Lösung wünschen.

- Sie denken darüber nach, dass Sie so nicht mehr weiterleben wollen oder haben konkrete Suizidpläne.

- Sie leiden unter körperlichen Beeinträchtigungen, Krankheitssymptomen oder Schmerzen, die nach ärztlichen Untersuchungen keinen Befund ergeben haben.

- Sie bemerken, dass sich Ihre Wahrnehmung der gewohnten Realität stark verändert hat und dies Ihre Lebensqualität beeinträchtigt.

- Sie leiden unter Suchtverhalten oder einer psychischen oder körperlichen Substanzabhängigkeit.

In der Ruhe liegt die Kraft: Ein Plädoyer für Mußestunden in der Kindheit

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Was hat Familientherapie mit Trainingsplänen zu tun? Auf den ersten Blick vielleicht wenig, deswegen möchte ich ein bisschen ausholen:

Wenn man sich mit körperlicher Betätigung und Trainingslehre befasst, so wird ein Prinzip rasch deutlich: Egal welche Sportart man betreibt, die wichtigsten Effekte passieren nicht in besonders intensiven Trainingseinheiten, sondern danach. In der Phase der Regeneration, wenn man dem Körper ausreichend Ruhe gönnt, werden Muskeln oder Ausdauerleistung aufgebaut.

Ähnliches gilt für geistige Belastungen: Um Höchstleistungen zu erbringen, können wir unser Gehirn wie einen Muskel trainieren. Dabei ist es wichtig, auch Regenerationsphasen einzuplanen. Denn wenn wir unter Dauerstress stehen und unser Geist permanent nach schnellen Lösungen suchen muss, dann können keine kreativen Leistungen entstehen. Dazu ist Ruhe und Muße notwendig.

Dieses Prinzip gilt von klein auf: Kinder sollen wohl gefördert werden, aber nicht mit vollem Terminkalender und andauernder Stimulation.

Ich erlebe in der Therapie mit Kindern bzw. Jugendlichen und ihren Familien oft Eltern, die unter großem Druck stehen: In unserer heutigen Leistungsgesellschaft fühlen sie sich verpflichtet, ihr Kind mit möglichst vielen Aktivitäten zu fördern. Doch wenn diese Förderung in puren Terminstress ausartet und Familien nur mehr zwischen Klavierstunde, Nachhilfeunterricht und Fußballtraining hin und her hetzen, ist dies kontraproduktiv.

Es braucht Raum und Zeit für Muße, ja selbst Langeweile. Die kindliche Klage „Mama, mir ist fad!“ sollte Eltern nicht unter Druck setzen, das nächste Beschäftigungsprogramm zu organisieren. Denn zwischenzeitliche Fadesse ist etwas völlig Natürliches. Phasen von Langeweile dürfen, ja müssen sein in der kindlichen Entwicklung. Denn in diesen Phasen beginnt der kindliche Geist, kreativ nach Beschäftigung zu suchen – oder auch nur in Ruhe Erlebtes zu verarbeiten. Beides ist enorm wichtig für ein gesundes Wachsen und Lernen.

In der Familientherapie spreche ich oft mit Eltern darüber, dass der oben genannte kindliche Hinweis auch für uns Erwachsene eine schöne Anregung darstellen kann: Genießen wir es doch, wenn wir einmal einen Moment der Fadesse haben und nehmen wir diesen als Gelegenheit, die Gedanken schweifen zu lassen. Die Augen dürfen sich schließen, wir atmen durch, lassen den Geist ruhen und tun einfach gar nichts! Heißen wir die Langeweile willkommen und nehmen wir wahr, was sich in diesem Moment zeigt! Der Alltagsstress holt uns spätestens beim nächsten Griff zum Smartphone, der Fernbedienung oder dem Terminkalender wieder ein…

Starke Eltern, kompetente Kinder: Das Konzept der Neuen Autorität

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In Familientherapien habe ich es oft mit grundsätzlichen Erziehungsfragen zu tun. Wenn es zwischen Eltern und Kindern zu wiederholten Konflikten kommt, die nicht konstruktiv gelöst werden, dann verhärten sich die Fronten und das tägliche Leben wird stark belastet. Laufende Streitigkeiten und Eskalationen lassen viele Eltern ratlos zurück. Und so führen fortgesetzte Auseinandersetzungen dann zu einer Pattsituation, in der sich Kinder unterdrückt fühlen (und dadurch weiterhin rebellieren) und Mütter und Väter sich vielleicht sogar als inkompetent wahrnehmen.

Um solchen negativen Mustern zu begegnen, hat sich das Konzept der „Neuen Autorität“ bewährt, welches von dem Psychologen Haim Omer entwickelt wurde. Das Wort Autorität ist im familiären Zusammenhang vielleicht nicht immer populär und deswegen lohnt es sich, die Grundlagen der Neuen Autorität genauer zu betrachten: Die Idee beruht auf elterlicher Autorität durch Beziehung, nicht durch Macht oder Gewalt. Dieser Ansatz ist nicht nur in der Familientherapie hilfreich, sondern kann sehr gut auch im täglichen Zusammenleben von Eltern und Kindern genutzt werden. Folgende Aspekte sind dabei von Bedeutung:

- Präsenz zeigen: Präsent sein heißt nichts anderes, als dass Eltern durch bewusste physische und emotionale Anwesenheit im Leben ihres Kindes signalisieren: Wir sind da und gehen nicht weg – vor allem auch dann nicht, wenn es bei Konflikten schwierig wird. Daneben sorgt elterliche Präsenz auch für Klarheit, indem bestimmte Regeln, Abläufe und Rituale im Familienleben definiert und auch verlässlich eingehalten werden. Und nicht zuletzt zeigen Mütter und Väter durch Präsenz, dass sie bereit sind, die Verantwortung für die Gestaltung der familiären Beziehung zu übernehmen.

- Wachsame Sorge: zeigen Eltern dadurch, dass sie nicht übermäßig kontrollieren, aber sich aktiv für Herausforderungen und Risiken im Leben ihres Kindes interessieren. Sie beteiligen sich an der Freizeitgestaltung, unterstützen bei der Entwicklung von Eigenverantwortung und ergreifen gegebenenfalls auch Schutzmaßnahmen bei drohender Gefahr. Dabei kann es sinnvoll sein, dass sie auch andere Eltern oder Vertrauenspersonen zur Unterstützung hinzuziehen.

- Deeskalation: Bei akuten Konflikten ist Deeskalation durch Selbststeuerung wichtig zur Beruhigung der Situation. Eltern sollten sich bei einem Streit darauf konzentrieren, auf übliche Trigger nicht mit Eskalation zu reagieren, sondern ihre Reaktion zu verzögern. Dadurch können Sie in Ruhe durchatmen, Abstand gewinnen und dann wieder mit Wertschätzung kommunizieren. Gleichzeitig stehen sie aber klar zu ihrer erzieherischen Position und suchen aktiv eine Klärung des jeweiligen Themas mit ihrem Kind. So gestalten sie bewusst einen verlässlichen Rahmen für die familiäre Beziehung.

- Gemeinsam erziehen: „Man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“, sagt ein afrikanisches Sprichwort. Und dies ist auch in unserer modernen digitalisierten Welt von Bedeutung. Es geht ganz einfach darum, in die Betreuung eines Kindes ein Netzwerk von Unterstützungspersonen zu involvieren. Junge Menschen brauchen ein soziales System als Modell, um zu lernen und vielfältige Ansprechpartner, um sich kommunikativ auszuprobieren. Vertraute Menschen innerhalb und auch außerhalb der Familie geben Sicherheit und können den Eltern bei erzieherischen Herausforderungen helfen.

- Widerstand leisten: Die althergebrachte Logik von Belohnung und Bestrafung greift in der Erziehung schlecht, denn sie ist dem Autonomiestreben junger Menschen entgegengesetzt. Ebenso bleibt sie in ihrer Banalität leicht durchschaubar und lädt Kinder immer wieder zur Rebellion ein. Die konstruktive Alternative für Eltern, wenn es um destruktives kindliches Verhalten geht, ist gewaltloser Widerstand im Sinne Mahatma Gandhis. Es geht dabei nicht darum, sein Kind zu besiegen oder zu erniedrigen. Das Ziel ist vielmehr, dass Eltern durch ihr Verhalten und durch Mitteilungen konsequent zeigen, welche erzieherische Position sie vertreten. Diese Position wird nicht von der Reaktion ihres Kindes abhängig gemacht und nicht durch Diskussionen aufgeweicht. Der Fokus wird dabei auf Gesten der Versöhnung und Beziehung gelegt, um zu zeigen: „Wir lieben dich und gleichzeitig werden wir dein spezielles Verhalten in dieser Situation nicht tolerieren.“

- Wiedergutmachung: Die Idee hierbei ist, gemeinsam mit seinem Kind Ideen zu entwickeln, wie nach Fehlverhalten und Konflikten Wiedergutmachung geleistet werden kann. Dabei geht es nicht darum, das Kind zu beschämen, sondern seine soziale Kompetenz zu stärken. Im Sinne wachsender Autonomie übernehmen junge Menschen damit Verantwortung für ihr Verhalten und werden sich der Auswirkungen ihres Handelns im positiven wie im negativen Sinne bewusst.

Wie eingangs erwähnt, können diese Schritte dazu dienen, die Beziehung zwischen Eltern und Kind zu stärken, Vertrauen wachsen zu lassen und gleichzeitig die Autonomie junger Menschen zu fördern. Dies kann im Rahmen einer Familientherapie bewusst gestaltet werden, vor allem aber können diese Werkzeuge auch im täglichen Familienleben bei Konflikten hilfreich sein.

Aktuelles aus der Paartherapie: Warum uns Hollywood eine falsche Vorstellung von Liebe vermittelt hat

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In meiner Arbeit mit Paaren höre ich oft eine ähnliche Klage: „Warum kann es nicht wieder so sein wie früher?“ Der Wunsch nach einer vergangenen, besseren Zeit eint oft Partner, die aktuell nicht mehr viele Gemeinsamkeiten sehen können. Und so stellt sich die Frage, warum viele Paartherapien durch diese Perspektive geprägt sind?

Die Sehnsucht des Paares richtet sich oft auf den Anfang einer Beziehung, die erste Phase des Herzklopfens und der Schmetterlinge im Bauch. Diese Zeit ist in der Tat eine aufregende Entdeckungsreise: In emotionaler, seelischer und sexueller Hinsicht lernen zwei Menschen einander kennen und lieben.

Was hat das ganze nun mit den im Titel angesprochenen Hollywood-Filmen zu tun? In den Liebeskomödien im Kino wird ja meist diese erste Phase der Verliebtheit und der romantischen Verwicklungen abgehandelt. In dem Moment, wo das junge Paar zusammenfindet und sich die ewige Liebe schwört, heißt es: „The Happy End“.  Und wir erfahren meist nicht, wie es weitergeht… Somit unterschlägt uns der Film einen wichtigen Teil der Beziehungsentwicklung: Nämlich jenen von der Verliebtheit hin zu einer tieferen Liebesbeziehung und schließlich zu einer langjährig stabilen Partnerschaft.

Allzu oft sehen wir den Ausnahmezustand der Verliebtheit als die einzig wahre und echte Liebe. Auch wenn dies unromantisch klingt: Die erste Verliebtheit ist nichts anderes als ein Hormoncocktail, den die Natur uns schenkt, um Beziehungen zu ermöglichen. Bitte nicht falsch verstehen: Diese wunderschöne Zeit soll mit allen Sinnen genossen werden. Doch man soll sich auch nicht wundern, wenn danach – also nach 6 bis 12 Monaten – in der Beziehung so etwas wie Alltag einkehrt und die Gefühlsexplosionen abflauen.

Der Partner, die Partnerin wirkt plötzlich anders: Was zunächst noch ein einzigartiger, süßer Charakterzug war, wird plötzlich zur nervigen Macke. Man merkt, dass man doch nicht in allen Dingen einer Meinung ist und dass diese Unterschiede durchaus anstrengend sein können. In dieser Phase das Fundament einer gemeinsamen Zukunft auszuhandeln ist eine unserer Entwicklungsaufgaben im Leben. Dazu gehört auch, dass ein Liebesrausch mit Schmetterlingen im Bauch eben nicht jahrelange Normalität, sondern kurzfristiger Ausnahmezustand ist. Beziehungen bestehen auf Dauer nicht aus romantischen oder erotischen Feuerwerken, die stark explodieren und schnell verglühen.

Und so arbeiten wir in der Paartherapie mit der Herausforderung, wie Übergangsphasen oder auch Krisen gestaltet und verhandelt werden: Was soll weiterhin gelten und wo sollen bewusst Unterschiede gemacht werden? Welche Muster haben sich eingeschlichen, die kritisch hinterfragt werden könnten? Wo sind Kompromisse denkbar und wo gibt es unüberbrückbare Differenzen? Welche hilfreichen neuen Perspektiven wären möglich? Diese und andere Fragestellungen können für ein Paar in der Therapie einen Rahmen schaffen, in dem Altes neu erlebt, bewertet und vereinbart wird: Als Ausgangspunkt für eine neue, womöglich tiefere Beziehung – und nicht als Rückkehr in eine vergangene, bereits abgeschlossene Phase.

Was ist der Unterschied zwischen Psychotherapeut, Psychiater und Psychologe?

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Im Bereich der seelischen Gesundheit gibt es verschiedene Berufsfelder. Die ähnlich klingenden Bezeichnungen führen dabei manchmal zu Verwirrung… Deswegen gebe ich hier einen kurzen Überblick über die Unterschiede zwischen Psychotherapeut, Psychiater und Psychologe. Aus Gründen der Lesbarkeit sind weibliche und männliche Bezeichnungen dabei gemischt.

 

Psychotherapeut:

Als Psychotherapeut verfüge ich über eine vom Gesundheitsministerium geregelte, standardisierte Ausbildung. Diese ist die Basis meiner Qualifikation zur Behandlung von seelischen Leidenszuständen und psychischen Erkrankungen mit wissenschaftlichen Methoden. In der Psychotherapie geschieht diese Behandlung als Kooperation zwischen meinen KlientInnen und mir im Rahmen von persönlichen Gesprächen auf Augenhöhe. Dabei haben wir ein gemeinsames Ziel im Auge: Die Linderung von akuten Beschwerden und die Suche nach positiven Lösungsideen für die Zukunft. Nähere Informationen dazu finden Sie auch auf dieser Seite: https://www.wienercoaching.at/psychotherapie

 

Psychiater:

Psychiater ist die Kurzbezeichnung für eine FachärztIn für Psychiatrie. Als ÄrztIn beschäftigt sich die PsychiaterIn mit der medizinischen Seite von psychischen Erkrankungen. Sie ist berechtigt, Diagnosen zu stellen und Medikamente zu verschreiben. Im Rahmen meiner Praxis arbeite ich mit unterschiedlichen FachärztInnen für Psychiatrie zusammen. Je nach Anliegen bzw. Beschwerden meiner KlientInnen entscheiden wir gemeinsam, wann es Sinn macht, auch einen Psychiater zur Behandlung hinzu zu ziehen.

 

Psychologe:

Ein Psychologe ist grundsätzlich jemand, der ein Studium der Psychologie abgeschlossen hat. Im Gesundheitswesen trifft man häufig auf eine weitere Bezeichnung, nämlich „Klinische PsychologInnen und GesundheitspsychologInnen“. Diese haben eine Zusatzausbildung abgeschlossen, nach der sie berechtigt sind, selbstständig mit psychisch erkrankten Menschen zu arbeiten. Zum Tätigkeitsbereich zählen dabei vor allem psychologische Tests und die Erstellung von Diagnosen. Ebenso behandeln klinische PsychologInnen psychische Erkrankungen und beraten bzw. begleiten Menschen mit seelischen Leidenszuständen.

Zeit für mich: Achtsamkeit im Alltag

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Viele Menschen klagen heutzutage über ein Zuviel an Stress und Ablenkung. Es fällt uns schwer, Ruhe im Alltag zu finden und uns auf das Wesentliche im Leben zu besinnen. Die Dauerberieselung durch Nachrichten, Werbebotschaften und soziale Medien belastet pausenlos. Wir sind besser informiert denn je und haben gleichzeitig das Gefühl, von der Informationsflut überschwemmt zu werden.

Meine KlientInnen in Coaching und Psychotherapie erzählen regelmäßig von solchen Gefühlen der Überforderung. Die Praxis der Achtsamkeit kann hier helfen, Belastungen zu reduzieren. Achtsamkeit bedeutet nichts anders als die Konzentration auf den jeweiligen Moment.

Eine ganz simple Idee, die dennoch nicht immer leicht umzusetzen ist: Allzu oft sind wir mit unseren Gedanken in der Vergangenheit oder in der Zukunft: Wir überlegen, was wir gestern hätten machen können oder was morgen noch zu tun ist. Oder wir geben uns dem Multitasking hin und versuchen, möglichst viele Tätigkeiten nebeneinander zu erledigen. Und dennoch können wir in Wahrheit nirgendwo und nirgendwann existieren als genau in diesem Moment.

Im Moment wirklich präsent zu sein, zu denken, zu fühlen, zu sprechen und zu handeln ist im Grunde ein ganz simpler Gedanke – und dennoch oft schwierig, wenn wir von vielen Anforderungen gleichzeitig in Anspruch genommen werden.

Für Achtsamkeit gibt es die unterschiedlichsten Techniken. Doch im Grunde braucht es keine formalisierte Übung. Vielmehr geht es darum, Alltagstätigkeiten zu nützen, um sich seiner Präsenz im Hier und Jetzt zu besinnen. Ganz einfach Beispiele können uns dabei helfen:

  • Wenn ich esse, dann beschäftige ich mich mit meinem Essen – ohne am Smartphone herumzuspielen.

  • Wenn ich mit einem Menschen spreche, dann konzentriere ich mich auf das Gesagte – ohne an meinen nächsten Termin zu denken.

  • Wenn ich mir untertags 5 Minuten Ruhe gönnen will, dann setze ich mich bequem hin, schließe die Augen und höre auf meinen Atem – und lasse meine Gedanken einfach auftauchen und wieder weiterziehen.

Dies fällt uns oft schwer genug und gleichzeitig kann eine solche Übung der Anfang von einem bewussteren Leben sein. Wichtig ist, achtsame Momente als Einladung an sich selbst zu nutzen – ohne Zwang und Leistungsgedanken. Das Einfache zu tun, ist anfangs vielleicht schwierig, doch es lohnt sich, dran zu bleiben!

Interview mit Hans Christian Jurceka – Teil 2

Ich beginne diesen Blog mit einer Reihe von Interviewfragen, um Interessierten einen detaillierten Überblick über meine therapeutische Haltung, meine Schwerpunkte und meine Arbeitsweise zu geben…

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Weshalb haben Sie sich gerade für Ihre Arbeitsschwerpunkte entschieden?

In meiner Arbeit decke ich ein breites Spektrum an Themen für unterschiedliche KlientInnen ab. Besonders gerne arbeite ich mit Jugendlichen und Paaren sowie zu Männerthemen und Arbeitsthemen.

Bei der Therapie mit Jugendlichen erlebe ich eine große Dynamik, die mit dieser Lebensphase verbunden ist. Veränderungen stellen oft schwierige Herausforderungen dar, die auch mit seelischem Leiden verbunden sind. Und gleichzeitig erlebe ich immer wieder junge KlientInnen, die sehr kreativ und nachhaltig ihre Probleme lösen und zu neuem Mut finden.

Mein zweiter Schwerpunkt ist die Paartherapie: Die Arbeit mit Paaren ist von sehr viel Energie geprägt. Die gemeinsame Suche nach einem stimmigen Konzept von Beziehung macht für mich den Kern von Paarprozessen aus. Dabei geht es sowohl um einen respektvollen Umgang mit eigenen Bedürfnissen als auch um die Entwicklung eines gemeinsamen Weges für die Paarbeziehung.

Nicht zuletzt arbeite ich sehr gerne mit Männern in der Einzeltherapie. Dabei kann es um ganz unterschiedliche Anliegen gehen – mit einem besonderen Schwerpunkt auf die sozialen Rollen meiner Klienten als Mann / Partner / Familienvater.

Ich finde es in diesem Zusammenhang sehr positiv, dass das Image von Psychotherapie sich laufend verbessert. Immer mehr Menschen entscheiden sich selbstbewusst dazu, therapeutische Hilfe und Beratung in Anspruch zu nehmen.

Welche weiteren Arbeitsschwerpunkte bieten Sie an?

Neben der Psychotherapie bin ich auch im Business Coaching und Training tätig. Ich biete dabei Beratung, Seminare und Workshops rund um die Themen Kommunikation, Konfliktmanagement, Führung, persönliche Weiterentwicklung sowie Team-Building an. Die Arbeit mit Teams hat eine ganz eigene Dynamik, die für mich mit viel Energie und Enthusiasmus verbunden ist.

Was ist Ihr Lebensmotto?

Alles Leben ist Veränderung. Ich glaube an eine tiefe Kraft und große persönliche Ressourcen, die in jedem Menschen schlummern. Und diese Überzeugung ermöglicht es mir, als Psychotherapeut hilfreiche Prozesse zu gestalten, um Menschen in seelischer Not und Verzweiflung zu unterstützen. Gerade wenn eine KlientIn in einer aktuellen Krise kein Licht am Ende des Tunnels sehen kann, ist die empathische Begleitung von großer Bedeutung und hilft beim Überwinden von Hindernissen. In der gemeinsamen therapeutischen Arbeit gehen wir mit Veränderungen um, suchen neue, passende Lösungen und besinnen uns auf verloren geglaubte innere Stärke. So kann jede persönliche Geschichte mit neuer Kraft und Optimismus weitergeschrieben werden.

Interview mit Hans Christian Jurceka

Ich beginne diesen Blog mit einer Reihe von Interviewfragen, um Interessierten einen Überblick über meine therapeutische Haltung, meine Schwerpunkte und meine Arbeitsweise zu geben…

Welche KlientInnen sind bei Ihnen in der Psychotherapie besonders gut aufgehoben? 

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Als systemischer Familientherapeut liegt ein Schwerpunkt meiner Arbeit bei Themen, in denen soziale Beziehungen eine große Rolle spielen. Dies umfasst Therapie mit Einzelpersonen, aber auch die Arbeit an Paarbeziehungen und Familienthemen. Wichtig ist mir dabei, möglichst alle beteiligten Personen mit einzubeziehen. Vieles kann in einer Einzeltherapie geklärt werden, doch oft sind auch mehrere Personen im therapeutischen Prozess gefordert: Beide Partner, wenn es sich um eine Paartherapie handelt sowie Kinder und Eltern(teile), wenn es um die Entwicklung eines Kindes und das familiäre Zusammenleben geht. Im gemeinsamen Dialog besprechen wir negative Muster und finden neue Perspektiven für eine verbesserte Beziehungsqualität. Meine Aufgabe als Psychotherapeut ist dabei das neugierige Forschen gemeinsam mit meinen KlientInnen, um Belastungen und Konflikte in Lösungen zu verwandeln. Meine Verantwortung für den Prozess bedeutet, darauf zu achten, dass alle Beteiligten Gehör finden und dass ein gemeinsames Ziel entwickelt und verfolgt wird. 

Wie kamen Sie zur Psychotherapie? 

Im Zuge meiner Wirtschaftskarriere hat mich schon immer die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Menschen interessiert. Die Dynamik von Beziehungen war ein wichtiges Thema in meiner beruflichen Tätigkeit. Zentrale Teile meiner damaligen Verantwortung drehten sich um Kommunikation, Führung und Coaching. In dieser Zeit habe ich viele Angebote zu den Themen Selbsterfahrung und persönliche Entwicklung nutzen können. Diese haben mir immer viel Freude gemacht und so habe ich entschieden, mich mit einer Coaching-Ausbildung in diesem Bereich fortzubilden. Ich war vom ersten Seminar an begeistert und habe daraufhin meinen neuen Weg eingeschlagen: Einen umfassenden Einstieg in die Welt von seelischen Anliegen, Problemlösungen und neuen Perspektiven. Die Ausbildung zum Psychotherapeuten hat für mich dann all das beinhaltet, was mich an psychisch-seelischen Prozessen fasziniert.

Was hat Sie bewogen, gerade diesen Beruf zu ergreifen?

Mir war es wichtig, mich in eine Richtung weiterzuentwickeln, in der ich in meiner Tätigkeit einen tieferen Sinn finden kann. Dieser Sinn heißt für mich, Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen sowie in schwierigen Lebensphasen und seelischer Not zu begleiten. In meiner Praxis in Wien versuche ich täglich für meine KlientInnen einen hilfreichen Beitrag zu ihrem Leben zu leisten – und das macht mich zufrieden und glücklich.